Zum Hauptinhalt springen

Philine Dietrich

Projekt TAFF - Therapeutische Angebote für Flüchtlinge

Ich schätze an meiner Arbeit bei der Diakonie Hochfranken besonders die harmonische, kreative und produktive Zusammenarbeit mit meiner Kollegin und unseren beiden Vorgesetzten.

*Das Projekt „TAFF“ hat sich zum Ziel gesetzt, die Versorgung von psychisch erkrankten Migrant*innen in Hof zu verbessern. Das Herzstück der Initiative bildet die Kontakt- und Koordinierungsstelle, die für den gesamten Prozess von der Abklärung des Therapiebedarfs bis hin zur Vermittlung an geeignete Behandler*innen oder sonstige Angebote (Stabilisierung etc.) verantwortlich ist. (Anmerkung der Redaktion)

Wie genau sieht dein Aufgabenbereich aus?

Mein Aufgabenbereich gliedert sich in zwei große Gebiete: Einmal ist es die Netzwerkarbeit, zum anderen ist es die Arbeit an und mit den Klient*innen.

Netzwerkarbeit bedeutet, dass wir sowohl innerhalb der Diakonie Hochfranken als auch mit wichtigen Partnern aus der Region kooperieren, die im Bereich Migration tätig sind. Insbesondere mit unseren 32 Sprach- und Kulturmittler*innen besteht eine enge und intensive Zusammenarbeit. Wir sind nicht nur für deren Ausbildung verantwortlich, sondern organisieren auch regelmäßige Treffen und Austauschrunden, betreuen und begleiten sie. Die Sprach- und Kulturmittler*innen unterstützen uns bei der Arbeit mit den Klient*innen, können jedoch auch von anderen Diensten und Einrichtungen gegen Entrichtung einer Ehrenamtspauschale für Übersetzungstätigkeiten angefragt werden.

Die Arbeit mit den Klientinnen und Klienten findet als Einzelgespräch oder in Gruppenangeboten statt. Die meist einstündigen therapeutischen Gespräche dienen der Stabilisierung unseres Gegenübers und legen einen besonderen Fokus auf Ressourcenorientierung: Jeder Mensch bringt gewisse Stärken und Kompetenzen mit, auf die er oder sie in schwierigen Situationen zurückgreifen kann. Wir helfen den Klient*innen, diese Stärken zu erkennen und sie in Krisen gezielt einzusetzen. Manche kommen nur zu einem einzigen Gespräch zu uns, andere sind bereits seit eineinhalb Jahren dabei. Manchmal vermitteln wir auch an unsere Netzwerkpartner weiter, wenn wir einen Bedarf sehen.

Wie lang bist du schon bei der Diakonie und wie bist du zur Diakonie gekommen?

Ich bin seit Beginn des Projekts im Mai 2018 dabei. Damals war ich in den letzten Zügen meines Psychologie-Masterstudiums und hatte die Stellenanzeige im Internet gesehen. Eine Bekannte, die zu diesem Zeitpunkt schon ein paar Jahre bei der Diakonie beschäftigt war, hat mir die Diakonie als Arbeitgeber wärmstens empfohlen. Also habe ich mich beworben und die Stelle bekommen. Das war noch aus einem anderen Grund sehr praktisch: In enger Zusammenarbeit mit dem Team der Flüchtlings- und Integrationsberatung habe ich meine Masterarbeit zum Thema „Entstehung und Bewältigung von Belastungen in der Flüchtlings- und Integrationsberatung“ geschrieben.

Gibt es ein besonderes Erlebnis, über das du berichten möchtest?

Einer meiner Klienten war Jeside und stammte aus dem Irak. Er sprach noch kein Deutsch. Der einzige Sprach- und Kulturmittler, der uns für die Übersetzung zur Verfügung stand, war ein aus dem Irak stammender Kurde. Diese beiden Volksgruppen haben mindestens seit 2014, als der sogenannte Islamische Staat in Syrien und im Irak erstarkte, ein sehr angespanntes Verhältnis zueinander: Die Jesiden geben an, dass sie von den kurdischen Peschmerga-Truppen im Kampf gegen den IS im Stich und ohne Waffen zurückgelassen worden seien. Auch mein Klient war gegenüber dem Übersetzer äußert skeptisch und wollte anfangs nicht mit ihm zusammenarbeiten. Erst als sich die beiden ausgesprochen und der Übersetzer meinem Klienten erklärt hatte, dass er persönlich mit der Lage und dem Krieg im Irak gar nichts zu tun hatte, war ein Gespräch im therapeutischen Setting möglich. So wurden bei unserem ersten Zusammentreffen aus normalerweise einer Stunde ganze drei Stunden, in denen sich die beiden annähern konnten. Der Klient kam dann noch öfters zu uns und hat im Laufe der Zeit ein sehr gutes Verhältnis zu dem besagten Sprach- und Kulturmittler aufgebaut. Ja, man kann sagen, dass er über die engere Beziehung zu diesem kurdischen Mann auch mit der Situation im Irak und dem Unmut, den er gegen die Kurden allgemein hegte, Frieden schließen und für sich einen guten Abschluss finden konnte. Das fand ich sehr bewegend!

Was schätzt du an deiner Arbeit bei der Diakonie Hochfranken besonders?

Ich schätze an meiner Arbeit bei der Diakonie Hochfranken besonders die harmonische, kreative und produktive Zusammenarbeit mit meiner Kollegin und unseren beiden Vorgesetzten. Die beiden geben uns sehr viel Gestaltungsfreiraum, in dem wir kreativ werden, mitbestimmen und unsere Ideen umsetzen können. Andererseits geben sie uns auch den nötigen Rückhalt und unterstützen uns, wenn wir vor Problemen stehen.

 

Anmerkung der Redaktion: Frau Dietrich hat die Diakonie 2022 leider verlassen, um eine Ausbildung als Psychotherapeutin zu absolvieren. Wir wünschen ihr auf ihrem Weg viel Erfolg!