Zum Hauptinhalt springen

Anna-Melina Breidenbach

Wohngruppenbetreuerin im Internat an der Diakonie am Campus

Über einen Bundesfreiwilligendienst bin ich 2018 zur Diakonie gekommen und war wirklich überrascht, wie viel Spaß ich an dieser Arbeit hatte.

*An der Diakonie am Campus mit ihrem Berufsbildungswerk haben junge Menschen mit besonderem Förderbedarf die Möglichkeit, in 40 Berufen in insgesamt 15 verschiedenen Berufsfeldern eine Ausbildung zu absolvieren.Ziel ist der erfolgreiche Abschluss der Ausbildung, wobei das Berufsbildungswerk diese so inklusiv wie möglich gestaltet. Während ihrer Ausbildung wohnen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Internat.

Wie genau sieht ein typischer Arbeitsalltag bei dir aus?

Mein Dienst beginnt um 15 Uhr. Gemeinsam mit meinem Kollegen betreue ich dreizehn Jugendliche, die auf zwei Wohngruppen verteilt untergebracht sind. Zu Dienstbeginn lese ich Emails, führe Telefonate und informiere mich über Neuigkeiten aus der Wohngruppe. Welcher der Jugendlichen ist vielleicht krank, wer wurde nach Hause geschickt oder welche Termine müssen noch organisiert werden? Ab 16 Uhr kommen die Jugendlichen aus der Ausbildung oder der Schule zurück. Ihr Tagesablauf ist sehr strukturiert und durchgeplant. Zwei Mal in der Woche haben sie nachmittags eine Lernstunde, in der sie ausbildungsrelevante Inhalte wiederholen und festigen, oder sich auf Prüfungen vorbereiten. Bei Bedarf unterstütze ich sie dabei. Außerdem gibt es feste Gruppendienste, wie Kochen oder Putzen, für die die Jugendlichen abwechselnd verantwortlich sind. Auch ihr Zimmer müssen sie regelmäßig aufräumen und generell auf eine gewisse Grundhygiene achten. Donnerstags ist immer Großputztag. Es werden von den Jugendlichen verschiedene Arbeiten erledigt, wie ihr Bett neu beziehen, staubwischen, staubsaugen und Wäsche waschen. Besonders in der Anfangsphase benötigen viele der jungen Menschen außerordentliche Unterstützung bei der Durchführung dieser lebenspraktischen Aufgaben.

Um 18 Uhr essen wir gemeinsam zu Abend. Den Speiseplan erstellen wir zusammen am Anfang der Woche. Ich achte darauf, dass sie sich gesund und ausgewogen ernähren, dass immer Obst und Gemüse bereit stehen oder dass wir auch mal vegetarisch kochen. Die Jugendlichen sind da wirklich sehr offen und probieren vieles aus. Das Abendessen ist die einzige Zeit des Tages, in der wir alle gemeinsam zusammenkommen und uns austauschen können. Wir sprechen dann viel darüber, wie ihr Tag war, was sie erlebt haben, welche Fortschritte sie gemacht haben, wo sie vielleicht Probleme hatten. Wichtig ist mir dabei, dass sie sich gegenseitig zuhören, aussprechen lassen und respektvoll miteinander umgehen. Das funktioniert meistens sehr gut und oft sitzen wir dann lange zusammen und unterhalten uns. Wenn sie nach dem Essen alles aufgeräumt und ihre Aufgaben in der Gruppe erledigt haben, haben die Jugendlichen ab ca. 19:30 Uhr Freizeit. Sie können dann zum Beispiel in die Stadt gehen, Billard spielen, Kickern, mit den Fahrrädern an den Untreusee fahren oder die Sporthalle nutzen. Oder sie kommen nochmal zu mir ins Büro, weil sie Fragen haben oder noch Redebedarf besteht. Wenn die Organisation und die Zeit es zulassen, unternehmen wir als Gruppe nicht nur am Wochenende, sondern auch unter der Woche gerne etwas, wie z. B. einen Spieleabend in der Gruppe, Bowling, Kino, essen oder spazieren gehen. Mit meinem Kollegen tausche ich mich abends noch einmal aus und wir dokumentieren unsere Arbeitsabläufe. Um 22:30 Uhr ist dann Zimmer-, um 23 Uhr Bettruhe. Hiermit endet dann auch meine Dienstzeit und die Nachtbereitschaft übernimmt.

Wie lang bist du schon bei der Diakonie und wie bist du zur Diakonie gekommen?

2018 habe ich mein Soziologiestudium in Bamberg abgeschlossen. Eigentlich komme ich aus der Nähe von Düsseldorf, bin jedoch wegen meines Partners nach Hof gezogen. Mein Studium hatte mich dazu qualifiziert, eine Tätigkeit in der Forschung, Wissenschaft oder Wirtschaft aufzunehmen. Im Laufe meines Studiums habe ich umfängliche Erfahrungen sammeln dürfen und meine Interessenschwerpunkte haben sich nicht zuletzt wegen meiner persönlichen Entwicklung verschoben. Ich wollte meine berufliche Zukunft weniger Zahlen lastig und mehr auf das menschliche Individuum ausrichten. Über einen Bundesfreiwilligendienst bin ich dann 2018 zur Diakonie am Campus gekommen und war wirklich überrascht, wie viel Spaß ich an dieser Arbeit hatte. Ich bekam auch zahlreiche positive Rückmeldungen und konnte nach vier Monaten bereits in eine Festanstellung als Schulassistenz in der stationären Jugendhilfe am Campus wechseln. Im Oktober 2019 habe ich als Wohngruppenbetreuerin hier im Internat angefangen. Als Voraussetzung musste ich mich noch pädagogisch weiterbilden und habe dann ein Jahr lang berufsbegleitend an der Fachakademie für Sozialpädagogik in Hof die Ausbildung zur Kinderpflegerin erfolgreich absolviert. Außerdem habe ich parallel hier am Campus eineinhalb Jahre an der rehapädagogischen Zusatzausbildung teilgenommen.

Was macht dir an deiner Arbeit besonders viel Spaß?

Ich mag besonders die Arbeit mit den Jugendlichen und dass ich dadurch mit so vielen unterschiedlichen Charakteren zu tun habe. Wenn ich sie unterstützen kann und wir gemeinsam neue Dinge erarbeiten, bereitet mir das viel Freude. Auch wenn wir zusammen Ausflüge unternehmen, etwa für ein Lagerfeuer an den Förmitzspeicher, dann ist das eine bereichernde Erfahrung. Ebenso ist es für mich sehr spannend, die persönliche und berufliche Entwicklung, sowie die Fortschritte der Jugendlichen beobachten zu können. Im Juni dieses Jahres werde ich meine ersten Absolventinnen und Absolventen verabschieden. Darauf bin ich jetzt schon wahnsinnig stolz.

Was ist das Besondere an einer Arbeit bei der Diakonie?

Besonders in meiner Anfangszeit, aber ebenso darüber hinaus habe ich bei Bedarf große Unterstützung erfahren, damit ich bei der Diakonie bleiben kann. Mein Studium passt nur bedingt zum klassischen Profil, dennoch haben wir gemeinsam mit meinen Vorgesetzten nach Wegen und Möglichkeiten gesucht, damit ich hier einer Tätigkeit nachgehen kann. Hierfür bin ich sehr dankbar! Außerdem schätze ich die stets offenen Türen meiner Vorgesetzten sowie den fachlichen Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen. Hieraus ergibt sich ein rundum positives Arbeitsklima.