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Bianca Stubner

Heilerziehungspflegerin in der Wilhelmstraße 17

Meinen Arbeitsalltag zu beschreiben ist eigentlich ziemlich schwierig. Ich glaube aber, man kann die Arbeit hier gut mit dem Management einer Großfamilie vergleichen.

*Die Wilhelmstraße 17 in Hof ist eine Außenstelle des Wohnheims Schloss Oberkotzau. Das Schloss Oberkotzau ist eine stationäre Einrichtung für psychisch kranke Menschen, die nicht selbstständig leben können oder besonders unterstützt werden müssen. Sowohl das Wohnheim als auch die Außenstelle in der Wilhelmstraße fördern die Teilhabe dieser Menschen am gesellschaftlichen Leben.

Wie genau sieht dein Arbeitsalltag aus?

Meinen Arbeitsalltag zu beschreiben ist eigentlich ziemlich schwierig. Ich glaube aber, man kann die Arbeit hier gut mit dem Management einer Großfamilie vergleichen (lacht). In unserer Einrichtung leben 15 Personen zwischen 34 und 77 Jahren, die zum Beispiel an Schizophrenie, Depression oder Angstzuständen leiden. Ich unterstütze unsere Bewohnerinnen und Bewohner, wo immer dies notwendig ist und wo ich den Bedarf sehe. Dabei geht es einerseits um eine individuelle Förderung, anderseits ist uns das Gemeinschaftsgefühl sehr wichtig. Daher erstellen wir gemeinsam unseren Essensplan für die Woche, gehen einkaufen, kochen und essen zusammen. Oft organisieren wir kleinere Unternehmungen, gehen ins Kino oder fahren einmal jährlich auf eine Freizeit. Ich begleite die Bewohnerinnen und Bewohner auch mal zu Arzt- oder Behördenterminen, aber eigentlich ist uns wichtig, dass sie eine gewisse Selbstständigkeit lernen und bestimmte Dinge allein erledigen. Am Wochenende zum Beispiel kochen sie selbst, wir trinken jedoch jeden Sonntagnachmittag gemeinsam Kaffee und essen Kuchen. Dabei ist die Stimmung immer sehr gut und ausgelassen. Es gibt auch viele Freundschaften, die hier im Haus entstanden sind und alle haben ein gutes Verhältnis zueinander. Natürlich gibt es, wie in einer Großfamilie eben, auch mal Streitigkeiten, aber das ist meistens nichts Schlimmes.

Meine Arbeit hier ist sehr vielfältig und umfasst alle Bereiche des Lebens. Ich habe auch schon viel dazugelernt und neue Erfahrungen gesammelt. Zum Beispiel musste ich einmal für eine Bewohnerin einen Rentenantrag stellen, das hatte ich vorher noch nie gemacht. Aber so ist es immer spannend und man lernt auch viel für das eigene Leben.

Die Schicksale der Menschen hier sind sehr bewegend, aber ich behandele sie wie jeden anderen auch. Eigentlich war die Wilhelmstraße mal als ein Übergangswohnheim geplant, aber viele der Bewohner und Bewohnerinnen bleiben länger bei uns. Der längste Aufenthalt begann 1994, und dauert bis heute an. Wichtig ist auf jeden Fall, dass sich der Zustand der Menschen nicht weiter verschlimmert und wenigstens beibehalten werden kann, wenn er sich schon nicht verbessert.

Wie lang bist du schon bei der Diakonie und wie bist du zur Diakonie gekommen?

2009 habe ich im Lutherstift in Oberkotzau Altenpflegehelferin gelernt. Anschließend habe ich 2010 ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Lebenshilfe absolviert, weil ich dieses als Vorpraktikum für die Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin anerkennen lassen konnte. Bis zum Abschluss meiner Ausbildung in der Heilerziehungspflege 2016 bin bei der Lebenshilfe in Hof geblieben und hatte damals eigentlich nicht gedacht, dass ich mal hier in der Wilhemstraße 17 landen würde (lacht). Allerdings hatte mir die Diakonie Hochfranken im Vergleich zu anderen Trägern immer am besten gefallen und so bin ich dann nach meinem Ausbildungsabschluss wieder zurückgekommen, nachdem ich zufällig von dieser freien Stelle erfahren hatte.  

Gibt es ein besonderes Erlebnis, über das du berichten möchtest?

Ein besonderes Erlebnis für mich war definitiv die Freizeit 2017. Damals waren wir gemeinsam mit einigen Bewohnerinnen und Bewohnern aus dem Schloss und der Wilhelmstraße im Hochsauerland. Auf dieser Fahrt haben wir uns alle ganz anders kennengelernt und wertvolle Grundsteine für die so wichtige Vertrauens- und Beziehungsarbeit gelegt. Die schönen und positiven Dinge, die man während der gemeinsamen Auszeit erlebt, schweißen zusammen und ermöglichen im Anschluss eine viel kooperative Zusammenarbeit.

Was schätzt du an deiner Arbeit bei der Diakonie Hochfranken besonders?

Ich finde es toll, dass wir unsere Dienstpläne in Absprache mit allen Teammitgliedern und unserer Einrichtungsleitung gemeinsam planen. Alle Wünsche werden so gut wie möglich berücksichtigt und wenn man frei hat, dann hat man frei. So kann ich meine Freizeit absolut verlässlich planen und muss nicht ständig einspringen. Falls jemand einspringen muss, werden die Kolleginnen und Kollegen eingesetzt, die sowieso regulär Dienst haben. Da unterstützen wir uns im Schloss und in der Wilhelmstraße gegenseitig. Generell sind wir sehr kollegial, haben eine tolle Atmosphäre im Team und können uns aufeinander verlassen.

Außerdem ist die Diakonie für mich ein sicherer Arbeitgeber, der im Vergleich zu anderen Trägern ein gutes Gehalt und auch mehr Urlaubstage anbietet.