Zum Hauptinhalt springen

Florian Müller

Erzieher im Gruppendienst im Kinderhaus in Schwarzenbach/Saale; Fachkraft für tiergestützte Therapie und Intervention

Mir gefällt es sehr, dass ich mein privates Interesse für Hunde und die tiergestützte Therapie auch mit meiner Arbeit verknüpfen kann.

 

Wie genau sieht ein typischer Arbeitsalltag bei dir aus?

Da wir für unsere Kinder und Jugendlichen eine Art Ersatzfamilie sind, läuft unser Tag eigentlich genauso ab wie in jeder Familie auch: Morgens wecken wir die Kinder und frühstücken gemeinsam. Dann machen sie sich fertig und gehen zur Schule. Mittags essen wir zusammen, danach werden die Hausaufgaben erledigt und im Anschluss ist dann Zeit für spielen, Hobbies und Termine. Nach dem Abendessen machen sich die Kinder fertig fürs Bett und gehen dann, je nach Alter, zu unterschiedlichen Zeiten schlafen. Am Wochenende oder in den Ferien unternehmen wir gemeinsame Ausflüge. Und wie in jeder Familie auch gibt es zwischen den Kindern und Jugendlichen auch mal Streitigkeiten, dann schlichten wir.

Aktuell leben in unserer Gruppe acht Kinder zwischen neun und 13 Jahren. Unterbringen können wir jedoch Kinder und Jugendliche zwischen drei und 15 Jahren. Wir achten aber immer darauf, dass das Gruppengefüge passt, d.h. dass die Altersstruktur und die Bedürfnisse ähnlich sind. Das können wir, trotz Zuweisung durch das Jugendamt, schon ein bisschen beeinflussen.

Wie lang bist du schon bei der Diakonie und wie bist du zur Diakonie gekommen?

Ich bin 2009 eigentlich unfreiwillig bei der Diakonie gelandet (lacht). Ich hatte damals noch Zivildienst gemacht und zwar in der Außenwohngruppe in Oberkotzau. Weil ich dadurch gemerkt hatte, dass ich nicht im Schichtdienst arbeiten möchte, habe ich mich nach meiner Ausbildung in Kindergärten und Horten beworben, aber keine Zusage erhalten. Damals war der Arbeitsmarkt noch ein bisschen anders. Dann bin ich auf die freie Stelle als Erzieher in der Jugendgruppe aufmerksam geworden. Das war damals die einzig freie Stelle! Aber ich wollte gern zwei Jahre Berufserfahrung sammeln und definitiv nicht hier wegziehen. Also habe ich meine Bewerbung abgeschickt und wurde eingestellt. Nach zwei Jahren erfolgte dann die Umstrukturierung zum Kinderhaus und seitdem bin ich dabei. Die Arbeit mit den Kindern macht mir sehr viel Spaß und wir haben ein konstant gutes Team. Das Team von damals besteht teilweise heute noch, nur einige Kolleginnen und Kollegen sind mittlerweile im Ruhestand. Wir haben einen großen Zusammenhalt und es ist ein echtes Geben und Nehmen.

Was macht dir an deiner Arbeit besonders viel Spaß?

Die Kinder, die bei uns untergebracht sind, kommen oft aus schlimmen familiären Verhältnissen und bringen auch einige Defizite mit. Aber bereits nach kürzester Zeit machen sie Fortschritte und entwickeln sich unheimlich schnell weiter. Es ist so schön, daran teilhaben zu dürfen und ich denke oft „Hey, er oder sie kann es ja doch!“ und freue mich immer sehr, wenn sie etwas Neues dazulernen. Auch die große Dankbarkeit der Kinder gibt mir sehr viel zurück. Viele von ihren waren z.B. noch nie am Meer und wenn wir dann in den Sommerferien zu Freizeiten an die Ostsee fahren, ist es für sie etwas ganz Besonderes. Diese Freude und Dankbarkeit miterleben zu dürfen, ist wirklich toll.

Was ist das Besondere an einer Arbeit bei der Diakonie?

Mir gefällt es sehr, dass ich mein privates Interesse für Hunde und die tiergestützte Therapie auch mit meiner Arbeit verknüpfen kann. Eigentlich bin ich auf den Hund gekommen, weil ich die Möglichkeit bekommen habe, sie auf die Arbeit mitbringen zu dürfen. Die Diakonie hat mich auf diesem Weg immer unterstützt und teilweise auch die Ausbildung der Hunde finanziert. Ich habe vier Hunde: Bossy, Manfred, Erwin und Kalle. Zwei von ihnen habe ich immer abwechselnd dabei.

Was sind die Vorteile an der Schichtarbeit?

Das wird jetzt einige überraschen, aber tatsächlich ist ein großer Vorteil der Schichtarbeit in unserer Gruppe die Flexibilität, die sie einem bietet. Denn bei uns gibt es nicht das klassische System wie z.B. eine Woche nur Nachtdienste, die nächste Woche nur Tag- oder Spätdienst. Das wäre viel zu starr für die Anforderungen, die bei uns herrschen. Es ist viel mehr so, dass man an einem Tag nachmittags kommt und am nächsten Tag früh oder Vormittag wieder fertig ist mit seinem Dienst. Am nächsten Tag habe ich dann vielleicht einen Tagdienst oder frei. Es wird beim Dienstplanschreiben darauf geachtet, dass wir genau wie jemand, der von Montag bis Freitag arbeitet, unsere zwei Tag in der Woche frei haben. Durch den Schichtdienst kann das nicht immer Samstag und Sonntag sein, aber dafür kann es halt auch passieren, dass man mal drei oder vier Tage am Stück frei hat. Was ich besonders gut finde, ist die Möglichkeit mitzuplanen und gezielt Freiwünsche einzubringen, wenn ich es selbst auch wirklich brauche. Wenn ich z.B. an einem Donnerstag einen wichtigen Termin habe, dann schreibe ich in meine „Wunschliste“ frei rein. Das funktioniert eigentlich fast immer.