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Melanie Brodmann

Einrichtungsleitung Haus am Kirchberg und Seniorenhaus Helmbrechts

Hier bin ich definitiv an der richtigen Stelle!

Wie genau sieht ein typischer Arbeitsalltag bei dir aus?

Jeder Tag ist eigentlich anders. Termine geben zwar manchmal eine gewisse Struktur, aber einen typischen Arbeitsalltag gibt es nicht.

Gerade hier im Seniorenhaus, in dem noch viele fitte Bewohnerinnen und Bewohner leben, gibt es oft viele Angelegenheiten zu klären oder zu besprechen. Dabei wollen sich manche Bewohner:innen einfach nur nett unterhalten, andere erzählen mir von ihren Spaziergängen, ihren Terminen oder dass sie nachmittags von Verwandten zu einem Ausflug abgeholt werden. Manchmal kommen sie auch, um sich zu beschweren, meist über die Wäsche, wenn etwas fehlt oder zerknittert aus der Wäscherei zurückkommt (lacht). Aber eigentlich sind das ganz normale Themen, die man in einer Familie auch besprechen würde.

Im Haus am Kirchberg läuft die Kommunikation mit den Bewohner:innen auf einer ganz anderen Ebene ab, da alle an Demenz erkrankt sind und sich oftmals nicht mehr verbal ausdrücken können. Hier geht es oft darum, einfach da zu sein oder sie mal in den Arm zu nehmen.

Als Leitung von zwei Einrichtungen muss ich sehr strukturiert arbeiten. Bei Terminen schreibe ich immer dazu, in welcher Einrichtung der Termin stattfindet oder wo etwas erledigt werden muss. Dienstplanungen, Organisation von Vorstellungsgesprächen und Gesprächen mit Angehörigen gehören in beiden Einrichtungen dazu. Viele Angehörige wohnen in der Nähe und kommen gern zum Gespräch vorbei. Manchmal bringen auch sie Wünsche und Anregungen mit oder haben viele Fragen. Dann kläre ich auf, zum Beispiel über bestimmte Medikamente, notwendige Krankenhausaufenthalte, unseren Tagesablauf. Leider gibt es aber immer mehr Angehörige, die weiter weg wohnen, teilweise sogar im Ausland. Sie können dann nur selten oder gar nicht mehr vorbeikommen und bestimmte Dinge müssen telefonisch geklärt werden, was nicht immer ganz einfach ist. Dennoch will jeder gehört werden und es ist wichtig, die Nähe zueinander nicht zu verlieren.

Dadurch, dass viele unserer Bewohnerinnen und Bewohner aus Helmbrechts kommen, kennen sie die Mitarbeitenden schon von früher und es herrscht ein großes Vertrauensverhältnis und eine schöne, familiäre Atmosphäre. Unsere Häuser sind offen und Besucher:innen können eigentlich immer vorbeikommen. Wie gesagt, manchmal wohnen Angehörige leider weit weg und sind selten zu Besuch. Andere ziehen sich zurück, da sie mit der Demenzerkrankung ihres oder ihrer Verwandten nur schlecht umgehen können. In diesen Fällen werden dann oftmals die Mitbewohner:innen und die Pflegekräfte zur Familie.

Ich versuche, jeden Tag mindestens einmal in beiden Einrichtungen vor Ort zu sein, da mir die Nähe zu den Mitarbeitenden sehr wichtig ist. Sie sollen wissen, dass ich immer für sie erreichbar bin, entweder vor Ort oder telefonisch, und dass sie mit ihren Anliegen immer zu mir kommen können. 

Für zwei Einrichtungen verantwortlich zu sein, bringt nicht nur Herausforderungen, sondern auch Vorteile mit sich. So kann ich viele Meldungen, Haushaltsplanungen oder Statistiken dann gleich für beide Einrichtungen erledigen. Auch Mitarbeitende können zwischen den Einrichtungen wechseln, wenn sie sich beruflich anders aufstellen möchten. Gleiches gilt für die Bewohner:innen, sie können ebenso wechseln. Wenn zum Beispiel jemand an Demenz erkrankt und somit in der Gruppe nicht mehr gut klarkommt, kann er oder sie ins Haus am Kirchberg umziehen. Dort sind wir auf die Pflege demenzkranker Menschen spezialisiert, es gibt kleinere Gruppen und mehr Betreuungsmöglichkeiten. Leider erschweren der Personalmangel oder gesetzliche Vorschriften manchmal die Betreuung der Bewohner:innen. Dennoch versuchen wir immer, ein Angebot zu gestalten. Es ist wichtig, dass Beschäftigung stattfindet, sonst verkümmern die Menschen. Und wenn sie nur in Gesellschaft dabeisitzen. Manche mögen auch keinen Kontakt zu den Mitbewohner:innen und es dauert eine Weile, bis sie Vertrauen aufgebaut haben. Aber wir geben niemanden so leicht auf und freuen uns dann umso mehr, wenn wir etwas zurückbekommen, ein Lächeln oder ein Dankeschön. Ich habe noch nie erlebt, dass nichts zurückkommt. Wenn ein Bewohner etwas zurückspiegelt, dann macht das mit dem ganzen Team etwas. Es ist manchmal so, wie wenn eine kleine Familie zusammenwächst. Du kennst irgendwann jede und jeden in- und auswendig. Wir wollen, dass die Bewohnerinnen und Bewohner zufrieden sind, dass es ihnen gut geht, dass ihnen geholfen wird, dass es ein Miteinander gibt. Es gibt natürlich auch mal Streitigkeiten, unter den Bewohner:innen oder auch unter den Mitarbeitenden, aber das bekommt man alles wieder hin. Man kann ja über alles reden!

Wie lang bist du schon bei der Diakonie und wie bist du zur Diakonie gekommen?

Ich bin seit dem 1. Mai 2007 bei der Diakonie. Ich habe zuerst als Ergotherapeutin im Lutherstift in Oberkotzau gearbeitet, war dort auch auf allen Wohnbereichen tätig. Währenddessen habe ich noch eine Weiterbildung zur Gerontopsychiatrischen Fachkraft gemacht, auch weil das Klientel immer schwieriger wurde. Im Zuge der Weiterbildung war ich dann zum ersten Mal im Haus am Kirchberg. Das war 2012. Damals hätte ich nie erwartet, dass ich dort mal arbeiten würde (lacht). Als dann im Lutherstift die Einrichtungsleitung wechselte und meine Kollegin Pflegedienstleitung wurde, sagte sie zu mir: „Wenn ich Pflegedienstleitung werde, dann wirst du mal Einrichtungsleitung!“ Daran hatte ich bis dahin gar nicht gedacht und den Gedanken auch erstmal wieder verworfen. Aber ich habe dann im Lutherstift immer mehr Verantwortung übernommen und war für immer mehr Bereiche zuständig. Schließlich kam unsere Bereichsleitung auf mich zu und fragte mich, ob ich nicht Einrichtungsleitung werden wolle. Gleich nach dem Gespräch war ich dann auch schon zur Schulung in Regensburg angemeldet (lacht). Ich musste ich eine umfassende Weiterbildung zur Wohnbereichsleitung, Pflegedienstleitung und dann zur Einrichtungsleitung absolvieren. Die ging insgesamt von März 2020 bis Dezember 2022. Dabei habe ich ein Jahr verkürzt, weil ich die Weiterbildung zur Pflegedienst- und zur Einrichtungsleitung gleichzeitig absolviert habe. Es ging damals alles sehr schnell. Als ich gerade meinen Kurs zur Wohnbereichsleitung absolviert hatte, war die Stelle der Einrichtungsleitung in den beiden Pflegeheimen in Helmbrechts frei geworden und unsere Bereichsleitung wollte, dass ich diese Stelle übernehme. Daher habe ich in der Schule nachgefragt, ob es nicht möglich sei, dass ich beide Kurse gleichzeitig absolviere. Es hat zwar viel Kraft gekostet, denn ich habe dann voll gearbeitet, nebenbei den Kurs absolviert und zudem es gab viele Umstrukturierungen in der Einrichtung. Aber mit viel Disziplin und Geduld sowie Unterstützung, sowohl im Kurs, innerhalb der Diakonie als auch privat, habe ich es schließlich geschafft. Und durch meine lange Laufbahn in der Pflege und die umfassende Weiterbildung habe ich viele Einblicke in alle Bereiche der Altenpflege gewinnen können und kann mich so sehr gut in die Mitarbeitenden und die jeweiligen Arbeitsabläufe hineinversetzen. Das hilft mir unheimlich!

Was macht dir an deiner Arbeit besonders viel Spaß?

Mit Menschen zu arbeiten! Egal, ob es Bewohner:innen sind, Angehörige oder Mitarbeitende. Und dass man nie sagen kann, wie der Tag endet und was so passiert. Ich könnte nirgendwo arbeiten, wo jeder Tag gleich abläuft, oder wo ich den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen müsste. Das wäre nichts für mich! Ich brauche das Miteinander und die Kommunikation, auch wenn es manchmal nur ein kurzes Gespräch ist. Hier bin ich definitiv an der richtigen Stelle!

Was gibt dir in deiner Arbeit (besonders viel) Sinn?

Der freundliche Austausch mit den Bewohnerinnen und Bewohnern, aber vor allem auch mit meinen Mitarbeitenden. Ich lächle eigentlich immer und bin immer gut gelaunt. Wenn die Chefin schlecht drauf ist, sind die Bewohner:innen und Mitarbeitenden auch schlecht drauf (lacht). Natürlich gibt es auch herausfordernde Situationen oder Kritikgespräche, aber es bringt nichts, unfreundlich zu reagieren oder sich unmenschlich zu geben. Mit Verständnis, Sensibilität und einem Umgang auf Augenhöhe kann man viele Probleme lösen.

Auch die Herausforderung Pflege insgesamt empfinde ich als sehr spannend. Es gibt zwar ständig viele Veränderungen, aber auch viele Möglichkeiten. Ich freue mich immer sehr darüber, im Team neue Ideen und Lösungen entwickeln und unsere gemeinsame Richtung zu bestimmen.

Warum bist du schon so lang dabei, aus welchen Gründen/Vorteilen?

Die Kolleginnen und Kollegen sowie die Art, miteinander umzugehen. Auch die Entwicklungsmöglichkeiten, die einem geboten werden, finde ich toll. Zudem sind wir ein großer Träger, daher muss vieles nicht mehr neu erfunden werden, sondern man kann es weiterentwickeln oder für die eigenen Bedarfe anpassen. Auf Grund der Größe brauchen viele Entscheidungen bei uns vielleicht manchmal länger, aber wenn Entscheidungen getroffen werden, haben diese Hand und Fuß und sind wohl durchdacht.

Und man kann an vielen Stellen nachfragen. Als besonders wertvoll empfinde ich hierbei den kollegialen, auch bereichsübergreifenden Austausch und die kurzen Wege.